© Veit Landwehr, Fausto Molina

Wohn- und Gartenhaus Lindenthal, Köln

Schlegelstr. 28, 50935 Köln

© Veit Landwehr, Fausto Molina

Wohn- und Gartenhaus Lindenthal, Köln

Preisträger Architekturpreis Nordrhein-Westfalen 2011 Auszeichnung, Preisträger KAP | Kölner Architekturpreis 2010 Auszeichnungen
Projekt
Wohn- und Gartenhaus Lindenthal, Köln
Architekt
jäck_molina architekten BDA, Köln
Bauherr
Antja Flucke und Eduard Gutermann

Juryurteil „Architekturpreis NRW

Wenn sich jemand ein Haus baut, soll es in erster Linie seinen praktischen Wohnvorstellungen entsprechen. Extravagant wird es, wenn die Architektur wie hier in Köln-Lindenthal darüber hinaus das Abenteuer räumlicher Erlebnisse und atmosphärischer Qualitäten bietet, wie sie nur die Sonderanfertigung eines Architekten liefern kann. Dieses schmale Haus kehrt die Konventionen um, es repräsentiert nicht die Leistungsklasse Eigenheim, sondern kokettiert nach außen mit dem Schmucklosen und Gewöhnlichen. Innen gewährt es seinen Bewohnern ein (auch) irritierendes Angebot an ungewöhnlichen Räumen, die durch ihre Dimensionen und Zuordnungen nicht der stupiden Räson einer Bauentwurfslehre entsprechen. Es scheint, als seien die Bauherren zum Ausprobieren aufgefordert, ob sie den langen Wohnraum mögen, die Höhe der Küche, die Ausblicke aus den Fenstern in den Garten, die Belichtung von oben, den Freisitz hinter der Fassade, die Wendelung der Treppe… Eine Erfahrung, die die Jury gerne geteilt hätte.

Juryurteil KAP Kölner Architekturpreis

Ein zimmerbreites Haus, eingehüllt in eine graue Schieferdeckung, eingefügt in eine 2-3geschossige Reihenhausbebauung der Nachkriegszeit.

Angenehm steht es in der Reihe. Über ein Fenster und zwei Einschnitte kommuniziert dieses Haus mit dem Straßenraum. Hinter einem Einschnitt liegt versteckt schräg über dem Fenster ein kleiner Patio, der andere unten, gehört dem Auto, erst dahinter findet sich die verblechte Haustür. Ganz selbstverständlich schlängeln wir uns vorbei an unserer „Heiligen Kuh“ in das Haus. (…)

Über die ganze Grundstückstiefe und zwischen Nachbarsmauern eingepasst fädeln sich fließend Auto, Eingang, Küche, Essplatz, Wohnbereich und Garten auf. Der Blick wird erst von der rückseitigen Grundstücksmauer gestoppt. Ungefähr gleich groß dürften Wohnraum und Gartenraum sein.

Die Schräge des Daches über dem Wohnraum, der Ansatz wohl dem Baurecht geschuldet, gibt der Wohnröhre einen unverwechselbaren Charakter. Über zwei Oberlichten fällt hier das Licht in den Raum. Ein unverwechselbarer, schmaler Treppenraum mit angeschmiegten, hauchdünnen Stahlbändern führt uns auf die privaten Ebenen des Hauses. Kinderebene, Elternebene, Gästeebene mit Blick auf den Großbildschirm, als dramaturgischer Höhe – oder Endpunkt. Großartig und erhellend war dieser Aufstieg. Die Licht – und Raumfülle des Hauses erfährt man auf dieser alle Räume vernetzenden Treppe.

Text: Birgit Rudacs