Foto: Udo Meinel

Umbau des Pumpwerks Berlin-Neukölln

Schandauer Str. 13, 12045 Berlin

Foto: Udo Meinel

Umbau des Pumpwerks Berlin-Neukölln

Preisträger Hans Schaefers Preis 2010
Projekt
Umbau des Pumpwerks Berlin-Neukölln zu Galerie, Atelier und Wohnhaus
Architekt
Nils Wenk, Jan Wiese
Bauherr
Privat

In der ehemaligen Maschinenhalle (jetzt Atelier und Galerie für die Künstler Michael Elmgreen und Ingar Dragset) des Pumpwerks ist die Farbe Weiß weit mehr als bloße Bedingung zum Arbeiten, sie ist ein Konzept. Kein absorbierender „White Cube“, sondern ein Raum voller Möglichkeiten und Bedeutungen, weil ehemals industrielle Elemente wie die weiterhin fahrbaren Krananlagen und das Polonceau-Dachtragwerk als weiß gestrichene Elemente in die Raumwirkung einbezogen worden sind, dabei aber ihre Eigenständigkeit behalten. Die Krananlagen wurden zu Arbeitsplätzen erweitert und mit neuen Geländern ausgestattet. Die Dachkonstruktion im oberen Wohnbereich ist hingegen einem cleveren chirurgischen Eingriff unterzogen worden. Die ehemaligen Zugbänder wurden entfernt, um Kopffreiheit zu gewährleisten. Kompensierend übernehmen die neu eingebauten Fußböden wie im Sparrendach die horizontalen Zuglasten. Die fein artikulierten Binder wirken nun fast ornamental. Insgesamt entsteht ein Raum zum Arbeiten und Wohnen, der keinen Reduktionismus der weißen Wand anstrebt, sondern dem Gebrauch gewidmet ist.

Kontrastierend zum Weiß der Wände und Decken der großen Atelierhalle sind die Böden dunkel: Gussasphalt und schwarz lasierte Fliesen im Atelierbereich und dunkelbraune Eichendielen im Wohnraum. Diese Maßnahme unterstreicht, dass es sich bei der Bauaufgabe um eine Überlagerung von Atelier, Galerie und Wohnraum handelt und nicht um eine museale Ausstellungshalle. Gleichwohl eignet sich die große Halle gerade deshalb besonders gut für die Präsentation zeitgenössischer Kunst, die längst nicht mehr nur die exklusive Umgebung der Museen, sondern gerade in Städten wie Berlin Orte sucht, die selbst als eine Art „objet trouvé“ Teil der Installation sind. Die Beschwörung einer laut Projekttext benötigten „angemessenen Feierlichkeit“ für die Präsentation von Kunst auf der klassizistisch gehaltenen Tafel des Verfassers hat die Jury irritiert, jedenfalls hat das außen eher expressiv und monumental wirkende Gebäude aus dunklem Klinker nach seinem Umbau einen viel feineren und komplexeren Charakter angenommen.