Belvedere Randbebauung Tempelhof Feld in Berlin

Berlin

Belvedere Randbebauung Tempelhof Feld in Berlin

Shortlist BDA-Studienpreis Rheinland-Pfalz 2021 ANERKENNUNGEN
Architekt
Angelika Walz | Technische Universität Kaiserslautern
Betreuung
Prof. Dirk Bayer | Prof. Oda Pälmke

Mitten in Berlin befindet sich eine der größten innerstädtischen Freiflächen der Welt – das Tempelho- fer Feld. Die einst als Exerzierfeld genutzte Fläche am damaligen Rande Berlins, wurde zur Zeit des Nationalsozialismus zum größten Flughafen der 30er Jahre. In Zeiten des Kalten Krieges gewann der Flugplatz, unter Leitung der Alliierten, an großer Bedeutung für die

Bevölkerung. Dieser Ort sicherte das Überleben von Millionen West-Berlinern und im Gegenzug si- cherten Millionen Berliner in den vergangenen Jahren das Bestehenbleiben des Tempelhofer Felds in seiner Einzigartigkeit durch einen Volksentscheid. Die schützenswerte Leere des Feldes soll erhalten bleiben – auch wenn die Wohnungsknappheit der Hauptstadt allgegenwärtig ist.

Zu den Stadtvierteln Tempelhof, Kreuzberg und Neukölln wird das Feld seitdem durch eine Umzäun- ung mit diversen Eingängen begrenzt. Das Projektgebiet umfasst die Grenzbebauung im Osten des Feldes im Stadtteil Neukölln, einem multikulturellem Viertel das von Künstlern und Studenten geprägt ist. Am Rande der Städtischenbebauung bildet die Oderstraße eine bauliche Grenze zum Tempelhofer Feld hin.

Entlang dieser Straße entsteht eine neue raumhaltige Grenze die gleichzeitig als Verbindung und Filter zwischen Stadtraum und Freiraum dient. Eine Pavillonstruktur bildet den neuen Mainentrance im Osten und schließt das Viertel entlang der gesamten Oderstraße ab. Im Norden mündet diese in einen Hochpunkt. Vom gesamten Tempelhofer Feld ersichtlich bildet dieser eine neue Adresse des Bezirks Neukölln. Zusammen mit einer Blockbebauung, die Rücksicht auf den Bestand nimmt, entsteht ein neues Ensemble das unterschiedlichen Nutzungen Raum bietet.
Der Pavillon integriert die einst auf dem Feld improvisierten Nutzungen, sowie weitere wie Ateliers, Cafes, Bistros, Mobility Hubs, Sanitäranlagen, Spielplätze und verschattete Aufenthaltsbereiche an Grün- und Wasserflächen, in Kuben. Die Setzung der Kuben leitet den Besucher durch den Pavillon und eröffnet diverse Freiräume, stets in Bezug mit dem Tempelhofer Feld. Orte der Ruhe und Orte zur freien Gestaltung für Bewohner und Besucher ergeben eine Diversität in der gesamten Struktur. Im Norden entstehen Ateliers sowie Ausstellungsräume und Ausstellungsfreiflächen, die der Lebensform des Neuköllner Bezirks eine Bühne am Rande des Tempelhofer Feldes bitten, und so das Vorbild des Konzeptes sind – das Tempelhofer Feld als Treffpunkt der Stadtbewohner, gerahmt von der Einzigartig- keit der angrenzenden Bezirke.

Die weiterführende Bebauung beschäftigt sich mit der Fragestellung nach den notwendigen Räumen eines gesunden und lebenswerten Viertels. Außenräume und Grünflächen leiten den Besucher durch die Neubauten und bieten Raum für Begegnungen innerhalb der diversen öffentlichen Nutzungen des Erdgeschosses. Der private nach außen gerichtete Raum wird nicht als Luxus, sondern als Notwendig- keit gesehen. Umlaufende Balkone prägen das Erscheinungsbild der Fassaden, welche durch Stahl- konstruktionen mit dem Pavillon verbunden sind und dessen Struktur aufnehmen. Zugleich dienen

sie als Sonnenschutz für die dahinterliegenden Wohnräume, welche durch Pfosten-Riegel-Elemente großflächig geöffnet sind. Mehrzweckräume sowie Coworking Spaces ermöglichen eine bedarfsorien- tiere Nutzung gemeinschaftlicher Räume im Gebäude und auch die Dachflächen sind für eine gemein- schaftliche Nutzung vorgesehen. Eine Mischung aus Grünflächen, Aufenthaltsbereichen, Anbauflächen und Laufwegen geben den Bewohnern Raum zur freien Entfaltung und schaffen einen Ort der Zusam- menkunft.

Das Hochhaus wird durch konzentrische, funktionale Schichten strukturiert. Zwischen dem Erschlie- ßungskern und den Stahlbetonstützen entsteht ein frei bespielbarer Raum. Der stützenfreie Grundriss ermöglicht eine Zusammenlegung verschiedener Wohnungstypen sowie spätere Nutzungsänderun- gen. Die unterschiedlichen Wohnungstypen können in vielfältigen Varianten kombiniert und geschoss- weise gestapelt werden. Das Spektrum an Wohnungen und die Überlagerung der Lebensformen der Bewohner brechen die Monotonie der Fassade und gestalten das Viertel am Rande des Tempelhofer Feldes.