Veranstaltung

10. Apr 2024 - 07. Mai 2024

Ausstellung Bodenfrage

Thomas Rustemeyer / Anna Kraus
Thomas Rustemeyer / Anna Kraus

Wir leben auf und mit dem Boden. Er ernährt uns und kühlt die Atmosphäre. Wir brauchen ihn zum Wohnen, nutzen ihn in der Freizeit und für die Arbeit – ohne freien Zugang zum Boden ist unser Wirtschaftssystem nicht denkbar.

Seit der Weltfinanzmarktkrise hat sich die Situation merklich geändert: Da Aktienmärkte höhere Risiken bergen und sich Staatsanleihen nicht mehr rentieren, gilt der Boden als begehrtes, international nachgefragtes Anlageobjekt. Steigende Mieten sind ein deutliches Symptom dafür. Im Kern geht es aber um weit mehr: Unsere Soziale Marktwirtschaft und unser Gemeinwesen stehen auf dem Spiel, zudem hängt das Klima direkt davon ab, wie wir den Boden nutzen.

In der Ausstellung werden 36 Aspekte der Bodenfrage in den Teilbereichen Klima, Ökonomie und Gemeinwohl beleuchtet. Es werden Querbezüge hergestellt und konkrete Lösungsansätze für eine der dringlichsten Fragen unserer Gegenwart aufgezeigt.

Ein Projekt der Universität Kassel (Fachgebiet Städtebau) in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) – gefördert im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.

Die Ausstellung wird in Stuttgart gezeigt auf Initiative des BDA Baden-Württemberg und des Städtebauinstituts der Universität Stuttgart.

Kurator: Stefan Rettich
Co-Kurator*innen: Anna Kraus,
Thomas Rustemeyer, Sabine Tastel
Grafik / Ausstellungsdesign: Anna Kraus, Thomas Rustemeyer
Redaktion: Christian Holl, Stefan Rettich, Sabine Tastel

Ausstellung: 10. April – 07. Mai 2024

Rahmenprogramm:

Vernissage: Donnerstag 09. April 2024, 18 Uhr
Vortrag Sabine Tastel, Universität Kassel

Städtebau-Kolloquium, 07. Mai 2024 18 Uhr
Vortrag Gabu Heindl, Universität Kassel

 

Die Bodenfrage
Eine Besprechung der Ausstellung in Stuttgart

Zwei Institutionen, die ich für ihre Ausstellungen und Diskursbeiträge schätze, der BDA Wechselraum und die Universität Stuttgart haben gemeinsam eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, die an politischer Notwendigkeit und inhaltlicher Vielschichtigkeit kaum zu überbieten ist. Das brisante Thema der Bodenfrage wurde im Foyer des universitären Kollegiengebäudes auf gleich mehreren Maßstäben verhandelt: Der BDA Baden-Württemberg zeigte die Wanderausstellung „Die Bodenfrage“, die an der Universität Kassel  in Kooperation mit der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) entstand. Eingeordnet in eine Matrix aus Klima, Ökonomie und Gemeinwohl, beleuchtet sie die Bodenfrage im Großen. Gleichzeitig präsentierte der Lehrstuhl Theorie und Methoden der Stadtplanung des Städtebau-Instituts der Universität Stuttgart das Studierendenprojekt „quadratmeter-stuttgart“ und stellte damit den Bezug zum Ort der gut besuchten Veranstaltung her. Letzteres macht Bodenrichtwerte an unterschiedlichen Standorten in Stuttgart sichtbar und unterstreicht mit ästhetischen Bildern und erschreckenden Zahlen die Dringlichkeit der Debatte. Die Vernissage wurde begleitet von einem Vortrag der Co-Kuratorin Sabine Tastel, welche die Wanderausstellung bei ihrer bereits zwölften Station ins aktuelle Weltgeschehen und die Zeit nach Corona einordnete – und mit mutmachenden Einblicken aus ihrem Forschungsprojekt zu „urbanen Obsoleszenzen“ (aus ihrer Nutzung gefallene Typologien, die Domino-Effekte anstoßen) Handlungsmöglichkeiten der Innenentwicklung aufzeigte.

Dass Handlung geboten ist, vermittelte die Leiterin des Stuttgarter Lehrstuhls Laura Calbet Elias mit dem eindrücklichen Zitat des Klimaforschers Ottmar Edenhofer, dass die Wohnnutzung eine der größten Herausforderungen unserer Zeit sei. Es geht aber nicht nur um steigende Mieten; die Ausstellung legt nahe, dass die Soziale Marktwirtschaft und unser Gemeinwesen auf dem Spiel stehen, seitdem sich die Böden in den letzten Jahren zu begehrten Anlageobjekten entwickelt haben: „Immobilienpreise sind eigentlich Bodenpreise“. Und über die Auswirkungen der Nutzung des Bodens wird der Bogen zur Klimakatastrophe geschlagen.

Auf drei großen Schautafeln und einer Publikation zur Ausstellung wurden die Zusammenhänge von Gemeinwohl, Ökonomie und Klima anhand von 36 Aspekten der Bodenfrage in der Keplerstraße 11 beleuchtet und Querbezüge und konkrete Lösungsansätze aufgezeigt. Spannend finde ich die vielen Ebenen, auf denen die Besucher*innen der Ausstellung je nach Hintergrundwissen einsteigen können. Bei der Vernissage überhörte ich zwei begeisterte verirrte Philosophiestudentinnen, die eigentlich eine andere Veranstaltung gesucht hatten, dass sie die verhandelten Themen „unbekannt, augenöffnend und erschreckend“ fanden. Aber auch das Fachpublikum, das durch die institutionelle Überlagerung sehr divers und war und ein großes Altersspektrum abdeckte, bekam einen tiefen Einblick. Das drängende Moment der Veranstaltung wurde szenografisch durch die Filmmusik untermalt, die das Gefühl eines kollektiven Aufbruchs vermittelte. Die Frage, wie wir anfangen können, „eine der dringlichsten Problematiken unserer Gegenwart“ anzugehen, stellt sich nach dem Besuch der Vernissage nicht mehr, die Ausstellungen und der Vortrag gaben Ansätze und Lösungsvorschläge mit. Was unsere Profession daraus macht, liegt nun an uns.

Text: Vera Krimmer

 

 

 

Ort

Universität Stuttgart - Foyer Kollegiengebäude (K1)
Keplerstraße 11
70174 Stuttgart
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