Preisträger BDA Studienpreis des BDA Hessen 2020

Tobias Bretz

Tobias Bretz

„Neue Fassade für das Institut für Neue Technische Form – INTeF“

Verfasser: Tobias Bretz
Hochschule Darmstadt, Fakultät für Architektur / Innenarchitektur
Betreuerung: Prof. Anke Mensing, Prof. Udo Gleim, Prof. Alexander Reichel 
Wintersemester 2019/2020

Vor 50 Jahren wurde das Schlosscafé am Friedensplatzes in Darmstadts Innenstadt eröffnet, ein polygonales, pavillonartiges Gebäude. Vor zwei Jahren ist das INTeF eingezogen, das 1952 gegründet wurde und gilt als erstes deutsches Designinstitut. Heute unterhält es neben einem Archiv von Design und Gebrauchsgegenständen, ein Forum zur Auseinandersetzung Fragen rund um Design und ist dabei ein Bindeglied zwischen Experten und interessierter Öffentlichkeit. Das Gebäude befindet sich äußerlich in einem Zustand, der weder den umliegenden Kulturdenkmäler, noch dem neuen Designinstitut gerecht wird.

Es soll eine Fassade entwickelt werden, die die Nutzung zur Geltung bringt und formal unterstützt, muss aber nicht die bestehende Fassade ersetzen, sondern kann auch wie eine zweite Haut sein. Beachtung soll auch die Gestaltung des Eingangs, Dachterrasse und die Terrasse an der Westseite finden. Aber auch die ungestalteten „Rückseite“ im Norden, parallel zum Cityring, verweigert sich jedem Dialog mit den Umgebungsbauten.

Das INTeF liegt zwar sehr prominent, am Cityring zwischen Hessischen Landesmuseum und Stadtschloss wirkt aber als Fremdkörper wahrgenommen. Aus der Innenstadt kommend läuft man nach den Umbauarbeiten am Platz, gerade auf das Museum zu und finden rechts am Ende des Platzes, direkt an der Hauptstraße das INTeF. Das Gebäude hat keine klar zugeordneten Seiten, die auf die umgebende Bebauung eingeht und wirkt eher abweisend.

Bei der Ideenfindung habe ich versucht auf die oben genanten Probleme einzugehen und merkte schnell, dass eine einfache Neugestaltung der Fassade nicht die Wirkung hätte, die an diesem Ort gesucht wird. Die Idee formte sich als ich merkte, dass ich das Problem anders angehen musste und versuchte mir vorzustellen, was wäre wenn es sich um eine Skulptur und nicht einem Gebäude handelte. In unmittelbarer nähe zum Schloss und Museum wollte ich das INTeF nicht verstecken, sondern ganz im Gegenteil es zu einem Blickfang und Landmark machen. Es war mit wichtig, dass man bereits von weiter weg, sowohl von der Straße als auch von der Innenstadt das INTeF zu sehen ist und eine klare und Selbstbewusste Geste auf dem Friedensplatz schafft.

So entstand die Idee eine Skulptur zu entwerfen, die richtungslos auf die unterschiedlichen historischen Gebäude eingeht und einen klaren Abschluss zum Platz bildet. Im ersten Anlauf versuchte ich ganz, plakativ dem INTef eine „Krone“ aufzusetzen. Dieser erste Schritt zeigte mir, dass solch eine Lösung durchaus möglich ist und versuchte im Anschluss an der „Krone“ zu arbeiten. Ich versuchte die Geometrie zu vereinfachen und versuchte verschiede Ansätze aus und landete letztendlich bei Bändern, die das INTeF umwickeln und sich daran anlehnen. Schon bei der „Krone“ wusste ich, dass das Material Messing sein wird und perfekt in den historischen Kontext passt, dabei aber einen weit sichtbaren Blickfang darstellt. Zusätzlich können die Bänder genutzt werden um Zitate und Sprüche über das INTeF in das Blech zu stanzen, denkbar wären auch Kennzeichnungen der Eingänge.

Preisträger

BDA Studienpreis des BDA Hessen 2020 – BDA Darmstadt

Der BDA Darmstadt hat im Wintersemester 2019/2020 einen Ideenwettbewerb zur Formulierung eines neuen Erscheinungsbildes des Instituts für Neue Technische Form – INTeF auf dem Friedensplatz in Darmstadt ausgelobt. Der Wettbewerb richtete sich an die Studierenden beider Darmstädter Architekturfakultäten, der Technischen Universität Darmstadt sowie der Hochschule Darmstadt.

Wettbewerbsmodus: Ideenwettbewerb.

Juryurteil

Die vom Verfasser vorgetragene Analyse der Situation ist ebenso schlüssig wie mutig.

Er sieht das Waben als abweisenden Fremdkörper in prominenter Lage zwischen Landesmuseum und Schloss. Die Frage, ob man die städtebaulichen und architektonischen Schwächen des Gebäu- des mit einer neuen Fassade überhaupt heilen oder verbessern kann, ist aus der Sicht der Jury durchaus berechtigt. Die daraus resultierende Idee, nicht mit architektonischen, sondern eher mit künstlerischen Mitteln zu reagieren ist im Hinblick auf die Nutzung und die umgebenden Kulturinstitu- tionen eine gute Alternative und wird daher besonders gewürdigt: "... was wäre wenn es sich um eine Skulptur und nicht um ein Gebäude handelte?"

Aus dem ersten Anlauf, dem "probematischsten Gebäude" eine weithin sichtbare "Krone" als Blick- fang und Landmark aufzusetzen wurde eine richtungslose, das INTeF überragende Skulptur:

Die drei unterschiedlich großen, überdimensionalen Ringe aus Messingbändern verweigern sich kon- sequent den vorhanden Richtungen und Zwängen des Gebäudes und stehen im größtmöglichen Kontrast zu seiner trockenen Polygonalität.

Dem egozentrischen "Waben" - so die Lesart - ist nur mit ebenso egozentischen Formen - und als solche kann man die drei aneinandergelehnten, vielleicht sogar ineinander verschlungenen Ringe ge- trost bezeichnen - beizukommen. Durch die Überlagerung der beiden "Welten" entsteht eine bemer- kenswerte Spannung, die zweifelsfrei die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und eine spürbare Verbes- serung der Situation bewirken wird. Die gewählte Materialität verstärkt diesen Effekt.

Die gebogene Flächen der ringförmigen Bänder können darüber hinaus dem INTeF als Werbeflä- chen dienen.

Dem Verfasser gelingt ein besonderer Beitrag, den er auch in überzeugender Weise dargestellt hat.

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