Foto: Renate Charlotte Hoffmann

Preisträger BDA Auszeichnung für Baukultur in Hessen 2019 / 2020

Nikolaus Heiss

Foto: Renate Charlotte Hoffmann

Nikolaus Heiss

Denkmalpflege als Berufung und Lebensaufgabe

Als Architekt und langjähriger Leiter der Denkmalbehörde, als Autor, Fotograf, Dozent und sachkundiger Bürger hat Nikolaus Heiss in Darmstadt und darüber hinaus mit seinem Engagement wesentlich und wirksam Baugeschichte und Baukultur zusammengeführt und einem breitem Publikum nahe gebracht. Durch diese Vermittlung wuchs die Denkmalpflege in Darmstadt über ihr Fachgebiet hinaus zu einem Projekt allgemeiner architektonischer und städtebaulicher Bedeutung, begleitet von großem öffentlichen Interesse. Hiermit leistete Nikolaus Heiss einen herausragenden Beitrag zur Weiterentwicklung städtischer Baukultur.

Nikolaus Heiss
Geboren 1943 in Bleicherode/Harz. Architekturstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt, Diplom 1970. Von 1984 bis 1989 absolvierte er eine Fortbildung in der Denkmalpflege in der Probstei Johannesberg. Nach mehrjähriger Tätigkeit als freier Architekt war er von 1981 bis 2010 Denkmalpfleger der Stadt Darmstadt. Ab 2006 hatte er verschiedene Lehraufträge der Denkmalpflege an der TU Darmstadt und der Hochschule Kaiserslautern. Seit 2008 koordiniert er die Vorbereitungen zur Aufnahme des Ensembles Künstlerkolonie Mathildenhöhe in die Welterbeliste. Er engagiert sich beratend nach wie vor im Bereich der Denkmalpflege. Er widmet sich seit 1996 der Architektur- und Luftbildfotografie. Nikolaus Heiss lebt und arbeitet in Darmstadt.

Foto: Renate Charlotte Hoffmann
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Preisträger

BDA Auszeichnung für Baukultur in Hessen 2019 / 2020

Laudatio

Eigentlich wird die Auszeichnung für Baukultur bewusst nicht an Architekten verliehen, sondern an andere mit dem Bauen und Planen verbundene Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um gute Architektur, um den Architekturdiskurs, um das baukulturelle Engagement und die Vermittlung von Architekturqualität verdient gemacht haben. Nikolaus Heiss erhält die Auszeichnung, obwohl er Architekt ist.
Im Rahmen seiner langen beruflichen Tätigkeit durchlief er viele und unterschiedliche Phasen der Beschäftigung mit Architektur und Stadtplanung, angefangen vom freiberuflich entwerfenden Architekten, Mitarbeiter in stadtplanenden städtischen Institutionen bis zu seiner Tätigkeit als Denkmalpfleger der Stadt Darmstadt. Unter seiner Ägide entwickelte sich diese Institution und diese Tätigkeit zu einer eher »universellen« baukulturellen Disziplin mit außerordentlicher Wirksamkeit im städtischen Umfeld. An der Expertise von Nikolaus Heiss kam niemand vorbei, denn der denkmalpflegerische Begriff wurde durch seine Arbeit neu und erweitert interpretiert – entschlackt von der reinen restaurierenden Erhaltung und damit zum Baustein einer erneuernden Stadtgestaltung. Vielfältig war und ist bis heute dabei die Art und Weise seines Wirkens: als Amtsleiter, als Berater und Vortragsredner, als Führer durch die Stadtgeschichte, als Autor herausragender Publikationen und als Dozent in diversen Hochschulen. Dieses Engagement ging und geht weit hinaus über den eigentlichen Berufsauftrag und -alltag und wurde so zur Berufung.
Auch jetzt noch mag man – zumindest in Darmstadt – auf Nikolaus Heiss nicht verzichten: Die Bewerbung zum Welterbe Künstlerkolonie Mathildenhöhe Darmstadt hat er wesentlich mit gestaltet und bleibt auch weiterhin in diesem und anderen Vorhaben engagiert. Und sobald man in historisch gewachsenem oder kritischem Umfeld eventuell etwas bauen möchte, sollte man vorher bei ihm anrufen – dann geht nichts schief.
Die Stadt Darmstadt hat mit der Zuerkennung ihrer bronzenen Verdienstplakette an Nikolaus Heiss bestätigt: Denkmalpflege ist weit mehr als Erhaltung, sondern wichtiger Bestandteil der Stadtentwicklung und damit prägend für die gesamte Stadt. In ihrer Bedeutung für die Baukultur bestimmt sie durch Nikolaus Heiss – auch innerhalb ihres Bildungsauftrags – maßgeblich die gesamte Kultur der städtischen Gesellschaft.

Joachim Klie