Foto: Simon Menges

Preisträger max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021

Jan Keinath, Fabian Onneken – Kegelbahn Wülknitz

Foto: Simon Menges

Jan Keinath, Fabian Onneken – Kegelbahn Wülknitz

Projekt
Kegelbahn Wülknitz
Architekt
KO/OK Architektur BDA, Leipzig / Stuttgart


Die kleine sächsische Gemeinde Wülknitz liegt im Elbtal, auf halbem Weg zwischen Leipzig und Dresden. Hier unterhielt der lokale Sport- und Kegelverein eine Kegelbahn in einer alten Baracke am Dorfrand. 2016 entschied sich der Gemeinderat, eine neue Kegelbahn zu errichten und lobte hierfür einen Wettbewerb aus. Dessen Ziel sollte es sein, die zwei ortsansässigen Sportbereiche – Kegeln und Fußball – im Ortszentrum zusammenzuführen und so den Sportverein als Treffpunkt und sozialen Anker in der ländlich geprägten Gemeinde zu stärken.

Der eingeschossige Neubau liegt in direkter Nachbarschaft zu Gemeindeamt und Sportplatz und bündelt die unterschiedlichen Sportbereiche an einem Ort. Die baulich und funktional spärlich besetzte Ortsmitte wurde verdichtet und mit einem neuen Treffpunkt, einem neuen Aufenthaltsort revitalisiert. Eine überdachte Terrasse markiert den Eingang des Sportgebäudes, dessen Herzstück eine wettkampftaugliche Kegelbahnanlage mit vier Bahnen ist. An den Bahnbereich gliedert sich ein großzügiger, multifunktionaler Aufenthaltsbereich mit Bar und Küche an. Parallel zur Kegelbahn werden in einem zweiten Gebäudebereich die Nebenräume wie Umkleidekabinen, Duschen, Sanitärräume, Lager, Technik und Bürobereiche untergebracht.

Um den Neubau innerhalb des sehr gering veranschlagten Budgets verwirklichen zu können, wurde er im Planungsprozess auf das Wesentliche reduziert. So entstand in sorgfältiger Detaillierungsarbeit ein größtenteils vorfabrizierter Holzbau, der sich mit in Köcherfundamenten eingespannten Stützen und einer unbewehrten Bodenplatte einfachsten Lösungen aus dem industriellen Hallenbau bedient.

Der Holzbau tritt mit schnörkelloser und zurückhaltender innerer und äußerer Gestaltung in Erscheinung. Sichtbare, das Gebäude überspannende, Brettschichtholz-Binder und die Brettsperrholz-Oberflächen des Flachdachs prägen den Innenraum. Installationen zur Be- und Entlüftung der Duschbereiche sowie für die Beleuchtung wurden sichtbar an der Decke angebracht. Farbige Linoleumböden und Zugangstüren sorgen für eine Akzentuierung. Nach außen erscheint der Baukörper in einem einfachen hölzernen Gewand. Die hinterlüftete, sägeraue und grau lasierte Lärchenholzschalung, die sich über dem Betonsockel erhebt, findet ihren oberen Abschluss in einer zurückversetzten Titanzink-Attika. Die zusätzliche, vertikale Profilierung der Fassade verleiht dem Baukörper bei aller Einfachheit eine subtile, tektonische Eleganz.

Jan Keinath, Fabian Onneken
KO/OK Architektur BDA
Keinath Onneken Partnerschaft von Architekten mbB
Erich-Zeigner-Allee 64a
04229 Leipzig
Ludwigstraße 17a
70176 Stuttgart
www.ko-ok.cc
E-Mail

Preisträger

max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021 – Preise

In Wülknitz entstand mit der Kegelbahn ein neuer Treffpunkt und
Aufenthaltsort, der mit schlichtem Auftritt punktet und einen kraftvollen
baulichen Akzent setzt. Das sehr gering veranschlagte Budget erforderte ein starkes architektonisches Konzept. Dem wurde mit einem größtenteils vorgefertigten Holzbau entsprochen, kombiniert mit dem Industriebau
entlehnten Lösungen.
Das Gebäude ist in seiner inneren und äußeren Gestalt von
sorgfältiger Detaillierung geprägt. An der Fassade sorgt die ver tikale
Profilierung für Rhythmus und ein subtiles Proportionenspiel, das
dem Bau bei aller Einfachheit einen lebendigen Charakter verleiht
und ihm gleichzeitig den subtilen tektonischen Feinschliff gibt.
Im Inneren schafft der naturbelassene Ton der Fichte an den
Decken zusammen mit den weißen Wänden und den farbigen
Linoleumbelägen ein schnörkelloses und angenehmes Raumbild in
zeitgenössischer Formensprache. Das Gebäude wirkt ruhig, unaufgeregt
und dennoch markant – dank weniger Öffnungen (bodentiefe
Fenster, die die Bereiche von Kegelbahn und Sportlerbar zum
Außenraum hin verbinden) und eines Rücksprungs der Fassade vor
dem Haupteingang samt überdachtem Vorbereich, der Tiefe verleiht.
Insgesamt würdigt die Jury die subtile, tektonische Eleganz
des Baus und den beispielhaften und angemessenen Umgang mit
der Bauaufgabe.

Für die Jury
Prof. Lydia Haack