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Preisträger max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2021
Das Mikrohofhaus steht für eine neue Herangehensweise an das Thema »Wohnen auf kleinstem Raum«. Die eigentliche Funktion der lärmumspülten Verkehrsinsel inmitten der Stadt wird durch eine weitere ergänzt: Platz für innerstädtischen Wohnraum zu schaffen.
Der beispielhafte Wohntyp erreicht seine Qualität durch konsequente Abgrenzung vom Außenraum, wodurch eine überraschende Privatheit im Inneren möglich wird. Die Architektur lebt vom Spannungsverhältnis zwischen innen und außen, offen und geschlossen, Lärm und Ruhe, privat und öffentlich. Der schneckenförmige Zugang entlang geschlossener Flächen führt in das Innere des Hauses. Auf 7,3 Quadratmetern werden alle Funktionen untergebracht. Das Bad, Schränke und die Küche sammeln sich mit einer Tiefe von 85 Zentimeter entlang der Rückwand. Aus ihr kann ein Esstisch geklappt und ein Bett gefaltet werden. Die warme Holzoptik im Inneren kontrastiert mit dem schwarzen Wellblech der Außenfassade. Der Garten wird Bestandteil des Wohnraums: Im Sommer kann durch das Öffnen der Scheibe Innen- und Außenbereich zusammenwachsen. Somit entsteht eine eigene Welt innerhalb der Wände.
Die schlichte Außenraumgestaltung erinnert an ein chinesisches Hofhaus und wird von einer außermittig gepflanzten Felsenbirne sowie einem Brunnen als Akustikmaßnahme gegliedert. Das kompakte Mikrohofhaus ist nicht nur ein Vorschlag, eine unwirtliche Restfläche nachzuverdichten, sondern auch ein Gegenentwurf zu immer größer werdenden Wohnungen.
Florian Kaiser, Guobin Shen
Atelier Kaiser Shen Architekten PartG mbB
Alexanderstraße 11
70184 Stuttgart
www.atelierkaisershen.com
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Ein Haus. Ein Statement. Ein Reallabor. Florian Kaiser und Guobin Shen geben mit ihrem bereits mehrfach ausgezeichneten Mikrohofhaus auf dem Mittelgrünstreifen einer vielbefahrenen Straße in Ludwigsburg seit dem Wettbewerbsgewinn 2017 und der rasch folgenden Realisierung im Frühjahr 2018 Antworten auf viele Fragen, auch auf solche, die vielleicht erst noch gestellt werden wollen.
Sie verwandeln einen gesichts- und scheinbar auch nutzlosen Unort im tosenden Verkehr mit einfachsten Mitteln in einen einprägsamen, sich selbst zentrierenden (experimentellen) Wohnort inmitten der Stadt. Sie führen uns eindrucksvoll vor Augen, wie eine starke Idee einen schwachen Ausgangspunkt verwandeln, ja verzaubern kann. Sie zeigen uns auf bemerkenswerte Art und Weise, wie groß dank funktionaler Optimierung und sorgfältigster Gestaltung klein sein kann. Sie machen für jedermann erfahrbar, wieviel Qualität und Mehrwert im gekonnten Zusammenspiel von innen und außen, aber auch von Material, Form und Farbgebung liegen können. Und sie lassen uns ahnen, welches kreative Potenzial den beiden Verfassern im Miteinander der Kulturen und im Austausch der Ideen in ihrem Atelier zur Verfügung steht.
Die Jury würdigt die vielfältigen Qualitäten dieses kleinen, aber feinen Hauses und die von ihm ausgehenden Denkanstöße mit einer Anerkennung. Umso erfreulicher, dass dank des Engagements der Bauherrschaft, der Stadt Ludwigsburg und des Ludwigsburger Museums all dies auch tatsächlich jedem offen steht. Der Innenhof des Mikrohofhauses ist zugänglich.
Für die Jury
Andreas Reich